In Italien müssen Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren eine Schule besuchen (oder offiziell zu Hause unterrichtet werden). Die italienischen Schulen sind in Kategorien nach Altersstufen unterteilt:
Vorschule oder Kindergarten
Grundschule
Sekundarstufe I
Sekundarstufe II
In einigen Teilen Italiens gibt es jedoch Istituto Comprensivo (Gesamtschulen), in denen alle Altersgruppen – vom Vorschulkind bis zum Schüler der Sekundarstufe II – unterrichtet werden.
Die italienischen Schulen lassen sich in zwei Kategorien einteilen: öffentlich (staatlich finanziert) und privat (durch Schulgebühren finanziert). Sowohl öffentliche als auch private Schulen müssen die Vorschriften des Ministeriums für Bildung, Universität und Forschung (MIUR) befolgen.
Die Qualität des öffentlichen Schulwesens in Italien ist hoch und auf dem gleichen oder einem besseren Niveau als in Privatschulen. Die meisten Schüler in Italien besuchen öffentliche Schulen – nur 10 % der italienischen Schüler sind an einer Privatschule angemeldet.
Der Besuch der öffentlichen Schulen in Italien ist bis zum Ende der Grundschule kostenlos. Danach müssen die Eltern zu Beginn eines jeden Schuljahres eine Einschreibegebühr von etwa 20 EUR entrichten.
Wenn ihr Kind in die Sekundarschule wechselt, müssen die Eltern für Schreibwaren, Sportkleidung und Schulbücher bezahlen. Familien mit geringem Einkommen können bei den regionalen Behörden eine finanzielle Unterstützung für den Kauf von Schulbüchern beantragen.
Die Schulzeiten sind von Schule zu Schule unterschiedlich. In den Grund- und Sekundarschulen findet der Unterricht gewöhnlich von Montag bis Samstag zwischen 08:00 und 13:00 Uhr statt. Einige Schulen sind nur von Montag bis Freitag geöffnet und gehen in der Regel bis 16.00 Uhr (mit einer Stunde Mittagspause).
Vorschule und Kindergarten
Der Besuch einer Vorschule oder eines Kindergartens ist in Italien nicht verpflichtend. Die Eltern können je nach den Bedürfnissen ihres Kindes und ihrer Familie entscheiden, ob sie ihr Kind im Kindergarten oder in der Vorschule anmelden möchten.
Kinderkrippen (asilo nido) sind für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren vorgesehen. Sie werden von den Gemeindevertretungen verwaltet und Sie müssen Ihr Kind direkt beim gewählten Kindergarten anmelden.
Vorschulen in Italien sind für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren vorgesehen. Sie gehen normalerweise 40 Stunden pro Woche. Der Besuch einer Vorschule (scuola materna) ist nicht verpflichtend. Wenn Sie sich für eine staatliche Vorschule entscheiden, ist Ihrem Kind ein kostenloser Platz garantiert. Sie können aber auch für den Besuch einer privaten Vorschule bezahlen.
Grundschulbildung
Die Schulpflicht in Italien beginnt im Alter von 6 Jahren und Kinder, die in Italien leben, müssen zwischen 6 und 11 Jahren die Grundschule (oder Elementarschule) besuchen. Während der Grundschulzeit lernen die Kinder lesen und schreiben. Auch weitere Fächer wie Mathematik, Englisch, Geografie, Geschichte, Naturwissenschaften, Musik und Sport werden eingeführt.
Sekundarschulbildung
Kinder zwischen 11 und 13 Jahren besuchen die erste Klasse der Sekundarschule (oder Unterstufe). Während dieser Jahre festigen sie ihr Wissen in den Fächern, in denen sie in der Grundschule unterrichtet wurden. Am Ende müssen sie die Mittelschulprüfung ablegen, die folgende Abschnitte umfasst:
Italienisch schriftlich
Mathematik schriftlich
Fremdsprache schriftlich
Mündliche Prüfung, in der eine Arbeit zu einem bestimmten Thema aus den unterrichteten Fächern präsentiert wird
Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren besuchen die Sekundarstufe II (oder Oberstufe). Ab dem Alter von 16 Jahren besteht keine Schulpflicht mehr.
Es gibt drei verschiedene Arten von Oberstufenschulen:
Das Liceo bietet eine theoretische Ausbildung. Es ist die beste Wahl für Schüler, die einen Hochschulabschluss anstreben. Es gibt mehrere verschiedene Fachrichtungen, zum Beispiel:
- Sprache – Englisch und Fremdsprachen
- Technik – Informatik
- Kunst
- Musik
- Wissenschaft – Mathematik, Physik und Naturwissenschaften
- Sprachlehre – Latein, Griechisch und Italienisch
Das Berufliche Fachgymnasium eignet sich am besten für Schüler, die praktisch-technische Fähigkeiten erwerben möchten, um ihre Berufsaussichten zu verbessern. Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Bereiche lernen, u. a. Landwirtschaft, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Technik und Tourismus.
Die berufsbildende Schule ist ideal für alle, die praktische und berufliche Fertigkeiten erlernen möchten. In dieser Schulform können die Schüler verschiedene Berufe erlernen, u. a. Klempner, Bauarbeiter, Friseur und Kosmetiker.
Nach Abschluss der Oberstufe müssen die Schüler eine Abschlussprüfung ablegen, die aus drei schriftlichen und einer mündlichen Prüfung besteht.
Nach bestandener Abschlussprüfung erhält der Schüler das Reifezeugnis, sodass er sich für ein Hochschulstudium bewerben kann.
Englischsprachige Schulen/internationale und italienischsprachige Schulen
Wenn Ihr Kind eine öffentliche Schule in Italien besucht, wird es in allen Fächern des Lehrplans auf Italienisch unterrichtet. Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind auf Englisch (oder in einer anderen Sprache) unterrichtet wird, sollten Sie eine Bewerbung an einer internationalen oder privaten Schule in Erwägung ziehen. Eine weitere Möglichkeit ist die Anmeldung an einer katholischen Schule, wobei es zu bedenken gilt, dass beim Besuch einer katholischen Schule die katholische Religion die Erziehung Ihres Kindes maßgeblich prägen wird.
Einige der besten internationalen Schulen in Italien befinden sich in Großstädten wie Mailand, Neapel und Rom. Internationale Schulen sind eine ausgezeichnete Wahl für internationale Schüler, die verschiedene Fächer in einer anderen Sprache als Italienisch lernen möchten. Die meisten internationalen Schulen bieten den britischen Lehrplan in englischer Sprache an, aber es gibt auch amerikanische, französische, deutsche und japanische Schulen.
Kurzer Vergleich zwischen britischen und amerikanischen Lehrplänen
- Staatliche Schulen in Italien werden nach einem zentralisierten System geführt, obwohl sie eine gewisse Autonomie bei der Festlegung ihres eigenen Lehrplans haben. Eine Stunde Religionsunterricht pro Woche ist Teil des Lehrplans an allen italienischen Schulen, obwohl Eltern beantragen können, dass ihr Kind von diesem Unterricht befreit wird.
- In Amerika gibt es keinen Standardlehrplan. Jeder Bundesstaat, jede Stadt und jeder Schulbezirk legt einen eigenen Lehrplan fest.
- Im Vereinigten Königreich müssen die staatlichen Grund- und Sekundarschulen dem Nationalen Lehrplan folgen.
Um in die nächste Klasse aufzusteigen, müssen italienische Schüler in allen Fächern zufriedenstellende Noten erzielen. Im gegenteiligen Fall müssen sie in den Sommerferien Nachhilfeunterricht nehmen oder im folgenden Schuljahr zusätzliche Kurse besuchen. Fällt ein Schüler in mehr als der Hälfte der Fächer durch, muss er in der Regel das gesamte Schuljahr wiederholen. Wenn die Leistungen Ihres Kindes hinter den Erwartungen zurückbleiben, werden Sie gebeten, an regelmäßigen Eltern-Lehrer-Sitzungen teilzunehmen, um Unterstützungsmaßnahmen zu besprechen.
In Italien wird sowohl in der Grund- als auch Sekundarschule eine 10-Punkte-Skala verwendet. Eine 6 ist in der Regel die Mindestnote zum Bestehen. Eine Note von 9 oder 10 gilt als ausgezeichnet. Obwohl in ganz Italien dieselbe Skala verwendet wird, wird sie nicht von allen Lehrern einheitlich angewandt und kann somit mehrdeutig sein.
Außerschulische Aktivitäten
Das Angebot an außerschulischen Aktivitäten an italienischen Schulen ist vergleichbar mit jenem in Deutschland. Fächer wie Kunst, Theater, Musik und Sport sind in der Regel Teil des allgemeinen Lehrplans, aber die Schulen nehmen nur selten an schulübergreifenden Wettbewerben oder Veranstaltungen teil.
Wenn Ihr Kind einer Sportmannschaft beitreten möchte, müssen Sie höchstwahrscheinlich den Besuch eines privaten Vereins bezahlen. Um ein Musikinstrument zu erlernen, muss für den Unterricht an einer privaten Musikschule bezahlt werden.
Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen und Behinderungen
Das italienische Bildungssystem verfügt über eine bewährte Politik der Inklusion und Integration an den Schulen. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Behinderungen werden je nach Schweregrad ihrer besonderen Bedürfnisse dazu ermutigt, sich an regulären Schulen anzumelden. Alle Schulen müssen bei Bedarf Aufzüge und Rampen einbauen und Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben Anspruch auf bis zu 12 Stunden Unterricht pro Woche mit einem qualifizierten Förderlehrer.
Wenn Sie nach Italien ziehen, sollten Sie alle Informationen über den sonderpädagogischen Förderbedarf Ihres Kindes sammeln, einschließlich ärztlicher Atteste, psychologischer/pädagogischer Gutachten und Lernpläne. Wenn Sie Ihr Kind an einer örtlichen italienischsprachigen Schule anmelden möchten, wenden Sie sich an den Schulleiter oder Rektor, um Ihre Anforderungen zu besprechen.
Wenn Sie sich um einen Platz an einer internationalen Schule in Italien bewerben möchten, finden Sie auf der Website Good School Guide Informationen über Unterstützungsangebote für Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen.
Unabhängig von der Schule, an der Ihr Kind eingeschrieben ist, müssen Sie möglicherweise Gebühren für die Anstellung eines qualifizierten Förderlehrers bezahlen.
Hausunterricht
In Italien ist Hausunterricht gesetzlich erlaubt. Die Eltern müssen die örtlichen Behörden jährlich über ihre Absicht, Hausunterricht zu erteilen, informieren. Von den Eltern kann der Nachweis verlangt werden, dass sie in der Lage sind, zu Hause einen qualitativ hochwertigen Unterricht zu erteilen, und sie müssen ein höheres Bildungsniveau haben als die Kinder, die sie unterrichten.
Schüler, die zu Hause unterrichtet werden, müssen dieselben jährlichen Prüfungen ablegen wie in der regulären Schule. Dafür müssen die Eltern einen persönlichen Lehrplan (in italienischer Sprache) erstellen und einen schriftlichen Antrag einreichen, damit ihr Kind die Prüfung ablegen kann.
Hochschuloptionen
Das italienische Universitätssystem ist in drei Zyklen unterteilt:
- Der erste Zyklus (laurea triennale) erfordert eine Studienzeit von drei Jahren. Er umfasst geisteswissenschaftliche, naturwissenschaftliche und technische Fakultäten.
- Der zweite Zyklus (laurea magistrale oder specialistica) ist ein Abschluss der zweiten Studienstufe, der in der Regel zwei Jahre Studium erfordert. Er ist eine Fortsetzung des ersten Zyklus und ermöglicht es den Studierenden, ein höheres Niveau an Fachwissen zu erwerben. Einige Studiengänge des zweiten Zyklus dauern fünf Jahre, wie z. B. Architektur, Jura und Pharmazie, während das Medizinstudium sechs Jahre dauert. Diese längeren Kurse des zweiten Zyklus werden als Einzyklische Studiengänge bezeichnet.
- Der dritte Zyklus beinhaltet die höchsten Hochschulabschlüsse in Italien wie Masterabschlüsse und Doktortitel.
Fazit
Der Standard des Bildungssystems in Italien ist im Allgemeinen gut, auch wenn er je nach Stadt und Region variiert. Die Schulen in Norditalien haben allgemein einen besseren Ruf als jene im Süden.
Wenn Sie Ihr Kind an einer kostenlosen staatlichen Schule anmelden möchten, denken Sie daran, dass es auf Italienisch mit Englisch als Fremdsprache unterrichtet wird. Für Kinder im Grundschulalter wird dies weniger problematisch sein als für ältere Schüler. Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind in Englisch oder einer anderen Sprache unterrichtet wird, sollten Sie eine internationale, private oder katholische Schule in Betracht ziehen.
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